Niederkritzeln und wieder vergessen: Der Wert eines Tagebuchs

Ich habe nie ein Tagebuch geschrieben. Tagebuch sei etwas für sensible Menschen, die etwas verarbeiten müssen und so schätzt man sich ja selten selbst ein… So im Nachhinein hätte es mir eventuell in ein paar Momenten mal gut getan.

Was ich stattdessen gemacht habe, ist, einen Reiseblog zu schreiben, vor allem während meines einjährigen Kanadaaufenthalts. Der ist natürlich ganz typisch in folgenden Phasen verlaufen:

  1. Phase: komplett hyped, motiviert ganz viel zu schreiben, gefühlt einen Artikel pro Tag hochgeladen.
  2. Phase: Man merkt, dass die Reise auch so einiges hergibt, aber versucht, seinem Vorhaben treu zu bleiben, Blogeinträge alle paar Monate.
  3. Phase: Dann ist es auch schon wieder zu lange her seit dem letzten Eintrag, man will unbedingt noch was zu der vergangenen Zeit schreiben, scheitert aber an zu hohen Ansprüchen und schlichtweg vergessenen Momenten und vertagt es auf Phase 4.
  4. Phase: Der Blog ist stillgelegt. Ein paar Beiträge sind noch einigermaßen lesbar, er wird sporadisch abgerufen, um noch einmal die Fotos zu betrachten.

Mal sehen, ob dieser Blog auch dieselben Phasen durchlaufen wird. Momentan bin ich auf jeden Fall wieder hyped.

Um ehrlich zu sein, bewundere ich Leute, die ein Tagebuch führen. Ich kenne jemanden, der jeden Tag ein paar Sätze niedergeschrieben hat, über mehrere Jahre. Was ist das für eine einzigartige Erinnerung! Liest man noch einmal darin? Wahrscheinlich nicht. Ist es eine nervige Last, wenn man sich zu viel vornimmt? Wahrscheinlich ja.

Ein anderer Aspekt ist die Frage der Privatsphäre. Ein Tagebuch ist meistens nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Man teilt ein paar Seiten seine Gefühlslagen und seine Gedanken mit. Wir sind es eher gewohnt, so etwas für uns selbst zu behalten. Erst nach Jahren baut sich eine Distanz auf, durch die man langsam über das frühere Ich lachen kann und eventuell auch seine Tagebücher mit guten Bekannten teilen würde.

Ist dieser Blog überhaupt ein Tagebuch? Ich bin ja auch nicht sensibel. Gut, wahrscheinlich liest eh niemand darin und es wird sicher auch mal eine nervige Last sein. Und auch mit aller Offenheit werden wir sicherlich nicht die gleichen Dinge teilen, die wir einem unschuldigen Tagebuch offenbaren würden.

Die Texte, die hier veröffentlicht werden, sollen vielmehr zur Inspiration und vielleicht zum Nachdenken anregen. Während wir uns in den nächsten Monaten von Ortschaft zu Ortschaft, von Kontinent zu Kontinent hangeln, werden wir so viel lernen und in uns aufsaugen. Um dies zu verarbeiten und auch den Familien, Freunden und Bekannten daran teilhaben zu lassen, das soll der Sinn dieses Blogs sein.

Die Welt ist an sich neutral, es ist aber das, was wir mit ihr machen, dass sie ausmacht.

Da war ja noch was…

Verfasst in: Köln, Deutschland
Musiktipp: Steppin‘ Out With My Baby, Fred Astaire

Funfact:
Wie viel ist der Kölner Dom wert? Laut einer Jahresbilanz des Erzbistums 27 Euro! So viel wurde für das bekannte Gebäude nämlich veranschlagt. Die Begründung des Erzbistums: Man könne ihn niemals verkaufen und die Pflege koste ein Vermögen.

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