¡Hola América Latina! hieß es für uns, als wir mit dem Flugzeug vor ein paar Wochen auf unserem zweiten Kontinent unserer Weltreise aufsetzten.
Südamerika. Damit assoziiert man Fußball, Tanzen, die Anden, Anbau von Kaffee (und anderer Drogen) und natürlich Spanisch (sorry, Brasilien). Besonders auf letzteres fühlte ich mich durch meine Einmalstunde Spanisch-AG in der 8. Klasse recht selbstsicher, fast schon überlegen.
Im Voraus unserer Reise wurden wir oft gefragt, ob wir denn Spanisch könnten, wenn wir nach Südamerika reisen wollen. Nein, über die besagte eine Stunde Spanisch ging es bei mir nicht heraus. Leah hat sich eine der bekannten Sprach-Apps heruntergeladen, nachdem sie aber eine Woche später wirklich eingängig die beiden Vokabeln un taco (bedeutet Taco) und un sandwich (Achtung, bedeutet Sandwich) gelernt hat, war auch bei ihr finito.
Also, zuerst immer die ¿inglese?-Frage, die meist mit einem entschiedenen ¡NO! entgegnet wurde. Alles klar, dann wie immer der folgende Ablauf: Zwei Wörter auf Spanisch, meist eins der Fragewörter dónde (wo) oder cuánto (wieviel), gepaart mit dem Subjekt der Begierde, meist baño (Klo), autobús (Bus) oder, ne, meist wirklich nur baño (wir sind bescheiden in unseren Wünschen). Als Antwort erhält man ein ¡si!, gefolgt von einem Schwall an Wörtern, den man ebenso genießt wie das offensichtliche Kompliment für sein durchaus akzentfreies Spanisch. Bis leider ein paar Wortfetzen wiederholt werden mit der gefürchteten Pause, die auf eine Frage hinleiten lassen. Im besten Fall immer alles mit ¡si gracías! beantworten und dann schnell den baño-Schildern folgen. Was tatsächlich ansonsten noch gut als Antwort funktioniert, ist Alemania. Anscheinend ist blond als Haarfarbe in Lateinamerika noch nicht so verbreitet.
Falls die Frage noch nicht zufriedenstellend beantwortet war, entgegnet man auf den Schwall Spanisch einfach einen Gegenschwall Englisch. Ab dann gibt es zwei Reaktionsarten: Entweder die Person schaut einen weiter fragend an (ja, sogar mit diesem coolen Kopfüber-Fragezeichen), wobei ich dann meistens einfach auf Deutsch wechsle, was natürlich genauso wenig hilft und wir dann resigniert uns unserem Schicksal fügen oder die nächste Person fragen. Die zweite, wohl sogar häufigere Reaktion: Aus dem no inglese wird ziemlich schnell poquito inglese und man wird erstaunlicherweise gut verstanden. Was aber nicht heißt, dass die Antwort dann auf Englisch gegeben wird, sondern weiterhin auf Spanisch – was einem meist genauso wenig hilft wie Reaktion 1.
Nein, zusammengefasst sind wir eigentlich ganz gut zurechtgekommen. Es sind dann doch immer die gleichen Vokabeln, die man sich langsam anlernt (aber definitiv nicht die in diesen Pocket-Sprachführern wie „Wo bekomme ich 3kg Fleisch her?“ oder „Wie viele Kinder haben Sie?“). Und gleichzeitig helfen uns unsere Französisch-Kenntnisse, die uns dann doch den Großteil der Fragen verstehen lassen (außerhalb von Chile und Argentinien).
Das führte zum Beispiel auch zu lustigen Konversationen wie beispielsweise im Taxi in Calama, Chile. Der Taxifahrer schien sehr an der Tagespolitik interessiert (¿Alemania? Ahh, Merkel!). Da ich mich schon länger nicht mehr über Politik ausgetauscht habe, versuchte ich vergeblich zu erklären, dass Olaf Scholz bald vor der Vertrauensfrage stünde und es vermutlich vorgezogene Neuwahlen gäbe. Das klang ungefähr so.
„No, no, Merkel esta… ähm, was heißt früher, Leah? ¿Avanto? Nu [nervige ablenkende Dänischkenntnisse aus der Oberstufe], ähh maintenant, i momento Olaf Scholz Chancelliere.“
[Fragender Blick vom Taxifahrer]
„But no bueno i momento, nuovo electiona, ähh, was heißt bald? ¿In futura?”
Leah saß auf jeden Fall fasziniert auf der Rücksitzbank.
Ein weiteres lustiges Missverständnis, dass sicherlich nicht nur uns beide jemals verwirrt hat, lässt sich meist ganz unten rechts auf Formularen finden. Dort wird man immer noch einmal nach der Firma abgefragt. Zunächst bei der Einreise nach Bolivien:
Ich: „Joa, dann schreiben wir da mal N/A hin.“
Grenzkontrolleurin: „¡No, FIRMA! ¡FIRMA aqui!“
Ich: „No, vamos privado aqui – ähh tourista!“
Später lernten wir, dass firma Unterschrift heißt.
Bei der Überschrift (dieses Artikels) bleibe ich trotzdem. Man kann entspannt nach Südamerika reisen und wenn man die richtigen Durchfalltabletten dabeihat, muss man auch gar nicht mal unseren Hauptwortschatz können. Ich kann ja auch kein Italienisch, wenn ich nach Italien fahre (okay, Pizza, Spaghetti, schlechtes Beispiel). Oder Polnisch. Und die Aussage, dass hier niemand Englisch spricht, stimmt erstens nicht und ist zweitens auch irrelevant – wofür hat man denn Google Translate und was würde man denn dann sonst erleben, wenn man nicht mit seiner Firma unterschreibt?
Funny as usual 😅 habe mir (und dir) die selben Fragen bzgl Spanisch Kenntnissen ja auch schon ein paar mal gestellt^^ freut mich, dass ihr euch durchschlagen könnt 🙂 Liebe Grüße auch von Michelle!
… wieder etwas dazu gelernt! Das mit der FIRMA kann ich mir merken!